Auf der einen Seite der jüngst mit zwei Oscars prämierte Spielfilm "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer, auf der anderen Seite das Film- und Buchprojekt "Zwei Wege nach Auschwitz", das 2018 vom MARCHIVUM umgesetzt wurde. Was haben beide miteinander zu tun?
Ilana Shenhav (1931-1986) war eine Künstlerin, die einen festen Platz in Mannheims Kunstszene hatte. Zeichnen lernt sie als Kind im Ghetto Theresienstadt bei der ehemaligen Bauhaus-Künstlerin Friedel Dicker-Brandeis. Ein Freikauf in die Schweiz rettet ihr Leben. Ilana Shenahvs Kinderzeichnungen aus dem Ghetto sind, zusammen mit ca. 6.000 anderen Kinderzeichnungen aus Theresienstadt, im Jüdischen Museum Prag erhalten.
Wenige Monate nachdem, die Nationalsozialist*innen 1933 an der Macht waren, wurden in vielen großen deutschen Städten Bücherverbrennungen durchgeführt. Demonstrativ wollten Teile des neuen Regimes unliebsame Schriften öffentlich vernichten auch, um so ihre ideologische Ausrichtung deutlich zu machen. So geschah es auch in Mannheim.
Mannheim zur Kaiserzeit: Die größte Stadt des Großherzogtums Baden hat im Jahr 1905 gut 163.000 Einwohner, darunter 5.500 Juden. Das pulsierende Industrie- und Handelszentrum gilt als größter Warenumschlagsplatz Süddeutschlands; es wird liberal regiert und geprägt von stolzem Handels-bürgertum und einer starken Sozialdemokratie. In diese Stadt kommt 1907 der sechsjährige Hans Ludwig Jacobsohn, zusammen mit seiner Mutter.
Es ist ein ernstes Thema, aber man wird auch Spaß in der Ausstellung „Was hat das mit mir zu tun?“ haben sollen und können. „Democrady“, ein interaktives Quizspiel wird die Besucher*innen dazu einladen, sich in Teams Gedanken über die Inhalte von Demokratie zu machen und dabei gegen andere anzutreten.
Wer kennt Sie nicht, die alten Eselsbrücken, um Geschichtsdaten zu lernen, z.B. "7-5-3 – Rom schlüpft aus dem Ei" oder "3-3-3 bei Isos Keilerei"? Irgendwie kommen wir bei Geschichtsthemen nicht ganz um Jahreszahlen herum. Aber das Vermitteln und Lernen von Jahreszahlen ist für viele so dröge wie etwa Vokabeln pauken.
Wie geht man als Ausstellungsmacher*in eigentlich damit um, wenn über geschichtliche Ereignisse visuell berichtet werden soll, dazu aber nur wenig Bildmaterial zur Verfügung steht? Man macht sprichwörtlich aus der Not eine Tugend. Für unsere NS-Ausstellung "Was hat das mit mir zu tun?" haben wir daher einen innovativen Ansatz gewählt: Zusammen mit dem kanadischen Künstler Kevin Myers haben wir und Stacey Spiegel ausgewhälte Ereignisse als Graphic Novel inszeniert. Anbei ein kurzes Interview zu seiner Arbeitsweise, das wir auf Englisch mit ihm führten.
Im Dezember 2022 geht die große NS-Ausstellung „Was hat das mit mir zu tun?“ des MARCHIVUM an den Start. Das Ausstellungskapitel zum Jahr der „Gleichschaltung“ 1933 wird unter anderem durch sechs filmische Biographien von Opfern und Tätern inszeniert. In Berlin fanden dazu jüngst die Dreharbeiten statt.
Noch zu Beginn der dreißiger Jahre gibt es in Mannheim sieben große Tageszeitungen. Von rechts bis links sind dabei alle politischen Richtungen vertreten. Mit der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten im Jahr 1933 findet jedoch die vielgestaltige Mannheimer Presselandschaft innerhalb kurzer Zeit ein Ende. Die Zeitungen werden von den neuen Machthabern durch politische Hetze bekämpft, verboten oder halten dem wirtschaftlichen Druck nicht stand. 1939 bleiben nur noch das Hakenkreuzbanner und die Neue Mannheimer Zeitung übrig. Gegen Kriegsende 1944 werden auch diese beiden Zeitungen „auf Kriegsdauer“ zusammengelegt.
Die Gründergeneration der VVN Mannheim, die vor 75 Jahren die VVN gründete, waren Männer und Frauen aus dem Widerstand, politisch, rassisch und religiös Verfolgte. Sie schlossen sich zu einer Vereinigung über Parteigrenzen hinweg zusammen und wurden am 4. Februar 1947 von der US-amerikanischen Besatzungsmacht zugelassen.
Widerstand von Mannheimern gegen den Nationalsozialismus fand nicht nur in der Quadratestadt selbst, sondern auch im Ausland statt. Schon frühzeitig mussten zahlreiche Exponenten der Arbeiterbewegung über die Grenzen wechseln – nahe lag die Flucht nach Frankreich, die eine Aussicht bot, weiterhin in Wort und Schrift in das Geschehen einzugreifen eingreifen zu können.
Auch in Mannheim gab es sie, die Männer und Frauen, die während des Krieges für das deutsche Reich schuften mussten. Aus der Heimat verschleppt oder in Kriegsgefangenschaft geraten, teils auch mit falschen Versprechungen angeworben, leisteten sie unfreiwillig einen Beitrag in den Fabriken und Betrieben des NS-Staates. Ihre Zahl geht in die Millionen. In den Städten, aber auch auf dem Lande waren sie fast überall im Einsatz. Selbst heute bewegen wir uns noch öfter auf ihren Spuren, als uns bewusst ist.
Bis heute für viele unvergessen der Film aus dem Jahr 1958 „Mädchen in Uniform“ mit Romy Schneider und Lilli Palmer in den Hauptrollen. Weniger bekannt dürfte die Tatsache sein, dass der Film ein Remake war. Der Original-Film nach dem Bühnenstück von Christa Winsloe, deren Vater übrigens in Mannheim aufwuchs, entstand 1931 und fand international große Beachtung.
Am 11. April 1961, vor 60 Jahren, begann in einem umgebauten Theater in Jerusalem der Prozess gegen Adolf Eichmann, ehemals Referatsleiter für "Judenangelegenheiten" im Reichssicherheitshauptamt, Schlüsselfigur bei der Organisation des Holocaust. Der Prozess, von Film und Funk begleitet, löste weltweit, vor allem aber in Deutschland und Israel, ein gewaltiges Echo aus und führte u.a. bei den deutschen Rotarieren zu einer heftigen Kontroverse.
Auf den ersten Blick könnte das Foto-Album "Mannheim steht eisern" begeistern, weil es uns ästhetisch anspricht: die Bindung, die Komposition der Fotos und die hinzugefügten Illustrationen, die wie Drolerien wirken.
"Hochauf loderte der Scheiterhaufen" – enthusiastisch feierte die Neue Mannheimer Zeitung vom 20. Mai 1933 die öffentliche Bücherverbrennung vom Vortag hinter der Hauptfeuerwache, mit der auch in Mannheim dokumentiert wurde, was von nun an als entartet und damit als nicht länger existent zu gelten hatte.
Wir konnten ein interessantes Interview mit Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer zur Neuerscheinung „Freundschaft unter Druck. Zur Geschichte des Rotary Clubs Mannheim (1930-1950) und seiner Gründungsmitglieder" führen, welche sich intensiv mit der Rolle des Mannheimer Clubs während der NS-Zeit auseinandersetzt.
Am 12. November 1990 wurde die KZ-Gedenkstätte Sandhofen im Untergeschoss der Gustav-Wiederkehr-Schule eingeweiht. Seit nunmehr 30 Jahren bilden die Dauerausstellung sowie die pädagogischen Angebote des Trägervereins einen zentralen Baustein der historisch-politischen Bildungsarbeit zum Nationalsozialismus in Mannheim und der Rhein-Neckar-Region.
Am 22. Oktober 1940, heute vor genau 80 Jahren, wurde die jüdische Bevölkerung aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das Internierungslager im südfranzösischen Gurs deportiert.
"Fanget an!" – rief ein verhinderter Bühnenstar in den Himmel. Mit diesem Diktum aus Richard Wagners "Meistersingern" leitete Hitler am 23. September 1933 in Frankfurt bei der Mainbrücke die Bauarbeiten an seinen Autobahnen ein.
In den 1920er Jahren hatte es von reaktionärer Seite immer wieder Angriffe auf die moderne Sammlungspolitik des Direktors der Kunsthalle Mannheim Gustav Friedrich Hartlaub gegeben. Nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten im Jahr 1933 gipfelten diese Attacken nicht nur in der Diffamierung der von Hartlaub und seinem Amtsvorgänger Fritz Wichert angekauften Kunst, sondern auch in Hartlaubs unverzüglicher Entlassung.
Am 6. Februar 1921 berichtete der Völkische Beobachter von einer Versammlung des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbunds in Mannheim, bei welcher der Nationalsozialist Ernst Ulshöfer referierte. Aus dem Kreis der Anwesenden bildete sich spontan eine Ortsgruppe der NSDAP. Dieses Vorgehen war typisch für jene Zeit.
Im letzten Teil der Ausstellung "Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit" treffen die Besucherinnen und Besucher auf eine Reihe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie Bertrand Perz, die sich kritisch mit Albert Speer auseinandergesetzt haben. In Interviews geben sie Auskunft über ihre Erkenntnisse. Forschung statt Fabeln!
Vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg musste sich Albert Speer ab dem 20. November 1945 als "Hauptkriegsverbrecher" verantworten. Die Alliierten legten dem ehemaligen Rüstungsminister alle vier Anklagepunkt zur Last: Verschwörung, Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Im letzten Teil der Ausstellung "Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit" treffen die Besucherinnen und Besucher auf eine Reihe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie Jörn Düwel, die sich kritisch mit Albert Speer auseinandergesetzt haben. In Interviews geben sie Auskunft über ihre Erkenntnisse. Forschung statt Fabeln!
Am heutigen Tag jährt sich zum 75. Mal die bedingungslose Kapitulation Nazi-Deutschlands und damit die Befreiung vom Nationalsozialismus durch die Alliierten der Anti-Hitler-Koalition. Im Folgenden soll schlaglichtartig beleuchtet werden, wann und wie in Mannheim in den Jahrzehnten nach Kriegsende öffentlich an den 8. Mai erinnert und der Opfer gedacht wurde.
Im letzten Teil der Ausstellung "Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit" treffen die Besucherinnen und Besucher auf eine Reihe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie Jens-Christian Wagner, die sich kritisch mit Albert Speer auseinandergesetzt haben. In Interviews geben sie Auskunft über ihre Erkenntnisse. Forschung statt Fabeln!
In Mannheim ist Hans Roden bekannt durch seine Presseagentur. Rodenpress zeichnete sich durch eindrucksvolle Aufnahmen der Lebens- und Arbeitswelt in der bundesdeutschen Nachkriegszeit aus. Wer sich jedoch mit der Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus beschäftigt, wird eine andere Seite von Hans Rodens Biographie entdecken: Als Inhaber eines Polizeibild-Archivs und Autor mehrerer Publikationen über die Polizei betrieb er die Geschichtsschreibung und ideologische Ausrichtung der Institution im nationalsozialistischen Sinne. Auch darauf verweist die Ausstellung "Alltagwelten einer Industriestadt."
Da unsere Ausstellung "Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit" aufgrund von Corona derzeit geschlossen ist, möchten wir dennoch einen kleinen digitalen Einblick geben.
Im letzten Teil der Ausstellung "Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit" treffen die Besucherinnen und Besucher auf eine Reihe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie Isabell Trommer, die sich kritisch mit Albert Speer auseinandergesetzt haben. In Interviews geben sie Auskunft über ihre Erkenntnisse. Forschung statt Fabeln!
Auschwitz, Treblinka, das Warschauer Ghetto – diese Schreckensorte der nationalsozialistischen Herrschaft in Polen prägte der auf dem Waldhof geborene SS-Führer Arpad Wigand. Zu den bekannten Mannheimer NS-Tätern gehört er dennoch nicht, und auch in der einschlägigen Literatur findet er nur selten Erwähnung.
Dass man bisweilen auf Dinge stößt, wo man sie gar nicht vermutet, zeigt anschaulich ein Fund aus den Archives départementales du Bas-Rhin in Strasbourg (Signatur ADBR 1071 W 47): Das "streng vertraulich" betitelte, ein Dutzend Seiten umfassendes Aktenbündel aus dem Jahre 1944 enthält einen Gedankenaustausch zwischen dem badischen Gauleiter und Reichsstatthalter Robert Wagner und Reichsminister Albert Speer über die Frage des Wiederaufbaus der Stadt Mannheim.
Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes sendete die ARD im Mai 2005 zur Primetime die Fernsehdokumentation "Speer und Er". Den 270-minütigen Dreiteiler Heinrich Breloers über Hitlers Architekten und Rüstungsminister, der als Hauptkriegsverbrecher eine zwanzigjährige Haftstrafe verbüßen musste und danach mit seinen Memoiren zum Bestsellerautor avancierte, sahen durchschnittlich fast vier Millionen Zuschauer.
Not macht bekanntlich erfinderisch. Da die Ausstellung "Albert Speer in der Bundesrepublik. Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit" im MARCHIVUM aufgrund der Corona-Situation aktuell geschlossen ist, öffnen wir sie für alle Interessierten im Internet. Einmal wöchentlich zeigen wir ausgewählte Einblicke in die Schau.
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